Verein für Bewegungsspiele Grötzingen 1904 e.V.
Im Malerdorf Grötzingen, am Eingang des schönen Pfinztals, wurde im April 1904 von jungen, kaum aus der Schule entlassenen Burschen der erste lebensfähige Fußballverein gegründet. Nicht lange dauerte es da entstand als Konkurrenz ein zweiter Fußballverein. Die Namen der beiden Vereine waren „Viktoria" und „Alemannia".
Keiner von beiden hatte ein Gelände, das auch nur einigermaßen zum Spielen geeignet war. In der jetzigen Edelmänne gab es damals eine Gänseweide und daran anschließend durch einen Zaun abgegrenzt eine Fohlenweide. Diese Fohlenweide, die eine Länge von 40 m und eine Breite von 25 m hatte, wurde als Sportplatz ausersehen. In der Mitte dieses Platzes stand ein schmales aber hohes Feuerwehrhaus, in dem die Feuerwehr Übungen abhielt und ihre Schläuche zum Trocknen aufhängte. Es wurde also, so gut das eben ging, um das Feuerwehrhaus herumgespielt.
Nach der zweiten Heuernte wurden die Spiele auf dem Grötzinger Wiesental ausgetragen. Man nahm die „Goal - Latten" auf die Schulter und marschierte 25 — 30 Minuten zum Wiesental. So manches schöne Spiel mußte aber abgebrochen werden, wenn plötzlich der gestrenge Feldhüter mit seinem Stock mitten auf dem Spielfeld stand und nicht mehr weiter spielen ließ. Aber weder die Verärgerung über den vorzeitigen Spielabbruch noch der nachfolgende Strafzettel konnte die sportbegeisterte Jugend erschüttern.
Bald wurden die ersten Anstrengungen zur Beschaffung eines Sportplatzes gemacht. Gesuche und viele persönliche Vorstellungen bei dem damaligen Gemeinderat blieben erfolglos. Man sah auch bald ein, daß nur ein Zusammenschluß der beiden Vereine den Vorstoß zur Erlangung eines Sportplatzes zum Erfolg führen konnte.
Am 7. Januar 1906 fand im damaligen Gasthaus zum Bären die Vereinigung beider Vereine zur „Fußballgesellschaft Grötzingen" statt. Von da an ging es mit vereinten Kräften und frischem Mut ans Werk, jedoch bedurfte es auch weiterhin größter Geduld, um gegen die harten Köpfe des damaligen Bürgermeisters und der Gemeinderäte, die jedem Sport feindlich gesinnt waren, zum Erfolg zu kommen.
Die ersten Wettspiele wurden gegen Frankonia Durlach, Wössingen, Beiertheim, Eggenstein, Viktoria Bulach, Alemannia Karlsruhe und andere Vereine ausgetragen.
Nach einigen Jahren mußte auch der Gemeinderat erkennen, daß er den viel gehaßten Fußballsport nicht Kleinkriegen konnte und gab endlich dem Drängen, einen Sportplatz zu beschaffen, nach. Im Jahre 1913 ließ die Gemeindeverwaltung ein Gelände, das der Größe eines Sportplatzes entsprach, im Gewann Schiffgraben an den Meistbietenden verpachten. Der VfB war der Meistbietende mit einer Jahrespacht von 120 Mark. Endlich hatte man einen Sportplatz!
Ein Jahr später brach der erste Weltkrieg 1914 — 1918 aus. Die Gemeindeverwaltung, die in dieser Notzeit gezwungen war jedes kleine Stückchen Land einer landwirtschaftlichen Nutzung zuzuführen, mußte uns das sauer erkämpfte Spielfeld entziehen und in Äcker anlegen. Anstelle dieses Sportplatzes erhielten wir nach langen Verhandlungen vom großherzoglichen Domänenamt Karlsruhe ein Gelände in der Materialgrube. (westlich der heutigen Kleingartenanlage) Trotz vieler Hindernisse und häufiger, manchmal bis 1,50 m hoher Überschwemmungen, hielten wir es bis zum Jahre 1930 auf dem Gelände aus.
Während des ersten Weltkrieges kam der Verein auf eine nie geahnte Höhe. Spieler welche aus irgend einem Grund nicht im Krieg Verwendung fanden, auch solche, die als Leichtverwundete aus dem Krieg zurückkehrten, hielten den Spielbetrieb aufrecht und errangen die Badische Kriegsmeisterschaft aller Spielklassen. Weit über die Grenzen des badischen Landes hinaus war der Verein bekannt und gefürchtet. In einer Generalversammlung im Jahre 1919 einigte man sich auf den Namen „VfB Grötzingen".
Wie schon oben angeführt, spielte der Verein bis zum Jahre 1930 in der Materialgrube. Umgezogen haben sich die Spieler, bevor ein Eisenbahnwagen aufgestellt wurde, im Nebenzimmer des Gasthauses zum Laub. Waschgelegenheit nach dem Spiel war eine Schüssel mit Brunnenwasser. An Sonntagen nach den Heimspielen traf sich die
VfB-Familie in einem der Grötzinger Gasthäuser zu einem gemütlichen Umtrunk. Die große Entfernung des Sportplatzes zum Dorf ließ aber bei Spielern und Zuschauern den Wunsch wach werden, einen Sportplatz in unmittelbarer Ortsnähe zu bekommen. Im Jahre 1930 konnte dieser Plan verwirklicht werden. Im Sommer 1930 erfuhren wir, daß im Gewann „Obere Setz" ein Grundstück, das in seinen Maßen ungefähr der Größe eines Sportplatzes entsprach, zu verkaufen sei. Über dasselbe Grundstück hatten wir mit dem Eigentümer schon 2 Jahre zuvor verhandelt. Ein Kauf war jedoch nicht zustande gekommen, weil der Verkäufer sein Gelände nicht zur Errichtung einer Sportstätte hergeben wollte. Nun mußte zum Kauf eine andere Methode angewandt werden. Unser Mitglied A. Käser wurde beim Verkäufer vorstellig und erwarb das Gelände, angeblich zur Anlage einer Hühnerfarm. Nach der grundbuchamtlichen Eintragung aber wurde aus der Hühnerfarm ein Sportplatz.
Nach dem Kauf ging es an die Einebnungsarbeiten. Das ganze Gelände war ein alter Steinbruch, der notdürftig mit einem Weinberg und einem Stück Acker angelegt war. Durch opferfreudige Mitarbeit wurden in wenigen Monaten 4 500 cbm Erde umgegraben und über 400 cbm Felsen gesprengt. Jeden Tag durften Spaten und Pickel, Schaufel und Rollwagen erst in später Abendstunde ruhen. Durch große Arbeitslosigkeit, die in jener Zeit herrschte, wurde der Platz in verhältnismäßig kurzer Zeit fertig gestellt. Allen denen, die Tage und Wochen mitgearbeitet haben, sei an dieser Stelle gedankt. Trotz unbezahlter Arbeit und großer Opferfreudigkeit unserer Mitglieder kam uns der Platz mit selbstgebauten Clubhaus auf über 19 000 Mark zu stehen. Dafür hatte aber der VfB einen eigenen Sportplatz in unmittelbarer Nähe des Dorfes.
Die Freude, einen nahen Sportplatz zu haben, dauerte nicht lange. Nach vielen Verhandlungen mit Behörden mußten wir unseren Platz am 1. Mai 1935 an den damaligen Reichsarbeitsdienst abgeben. Es war dies für die Vereinsleitung die bis dahin schwerste Entscheidung. Wir wanderten schweren Herzens wieder in die Materialgrube. Der Reichsarbeitsdienst baute rings um den Platz 10 Baracken von je 10 – 20 m Länge und innen den Kasernenhof. Die Holzbaracken wurden auf betonierte Fundamente gebaut. Nach drei Jahren wurde die RAD - Einheit nach Steinmauern verlegt und ein Luftgaukommando übernahm weitere zwei Jahre den Sportplatz mit Baracken. Im April 1940 verschwand auch das Luftgaukommando. Die Baracken wurden abgerissen, die Fundamente aber ließ man im Boden stecken. Nach Abzug der militärischen Stellen glich der Sportplatz einer Wüste. Nach abermaligen Verhandlungen über die Wiederherstellung des Platzes erhielten wir nach langer Zeit von der Dienststelle den vertragsgemäßen Betrag von 6 000 Mark. Diese Summe reichte gerade aus, die Restschuld des gekauften Sportplatzes zu bezahlen. Wieder hieß es Freiwillige vor, um den Platz wieder herzurichten.
Durch den Ausbruch des 2. Weltkrieges hatte im Allgemeinen das Vereinsleben in Grötzingen sehr zu leiden. Der VfB spielte jedoch noch bis zum Spätjahr 1944. Nach dem Krieg wurde zuerst das durch feindliche Fliegerbomben zerstörte Clubhaus, das gegen Kriegsende als Gefangenenlager für französische und russische Gefangene diente, instandgesetzt und der Spielbetrieb wieder aufgenommen.
Die Jahre danach brachten dem Fußballsport großen Auftrieb. Da wegen der beengten Platzverhältnisse ein optimaler Ablauf des Spielbetriebes nicht mehr möglich war, mußte der Verein sich nach einem neuen Gelände orientieren. Nach langem Suchen und unzähligen Verhandlungen gelang es schließlich mit großer Unterstützung unseres Ehrenmitglieds und damaligen Bürgermeisters Emil Arheit und des damaligen Ortsbaumeisters Rudolf Mehrländer das heutige Vereinsgelände zu erschließen.
Unter tatkräftiger Mithilfe der Vereinsmitglieder wurden im Jahre 1959 die vorhandenen Wassergräben eingeebnet und der Startschuß für den Bau der jetzigen Sportanlage war gegeben. Die Anlage mit Clubhaus und zwei Sportplätzen konnte nach einer Bauzeit von 2 1/2 Jahren fertig gestellt werden. Wesentlichen Anteil an der Verwirklichung hatten der damalige 1. Vorsitzende August Arbeit sowie unser Ehrenmitglied Kurt Arheit, der bei den Verhandlungen mit dem Regierungspräsidium federführend war.
Die Einweihung des Vereinsheims am 14. Oktober 1961 war für den Verein ein Feiertag und ein Markstein in seiner Geschichte. Dieses Werk zu beginnen und zu vollenden erforderte viel Mut von der Vereinsführung und ein hohes Maß an Idealismus. Viele, die an dem Gelingen dieses Vorhabens gezweifelt hatten wurden eines Besseren belehrt. Der VfB hatte sich eine Sportanlage geschaffen, die sich sehen lassen konnte. Mit der Errichtung einer Flutlichtanlage auf Platz 2 war es möglich, die Trainingsstunden auch über die Wintermonate durchzuführen.
Im April 1972 wollten auch die Damen nicht mehr zurückstehen und bildeten eine Gymnastikgruppe, die bis zum heutigen Tag aktiv ist.
Am 16.01.1973 wurde in einer außerordentlichen Mitgliederversammlung beschlossen, die Handballspieler des TSV Grötzingen zu übernehmen und eine Handballabteilung zu gründen. Mit 2 Männer- und 2 Jugendmannschaften konnte diese Abteilung erstmals an der Feldhandballrunde 1973 teilnehmen. Der Verein hatte auch eine Leichtathletikabteilung, die aber wegen Trainermangel wieder aufgelöst wurde.
Mit Unterstützung des damaligen Bürgermeisters und späteren Ortsvorstehers Herbert Schweizer, der Gemeindeverwaltung und anschließend der Stadtverwaltung war es möglich, im Juni 1976 ein 3. Großspielfeld fertig zu stellen der hauptsächlich für die Jugend gedacht war. Zur gleichen Zeit wurde für die Handballer ein Kleinspielfeld errichtet. Das vereinseigene Gelände umfaßt ca. 5 ha und ist in das Sportzentrum, das in der Amtszeit von Herbert Schweizer errichtet wurde, integriert. Hierzu zählen auch die 1978 erbaute Emil-Arheit-Halle mit einer kleineren Halle und Vereinsheim für den ASV sowie die Tennishalle mit 3 Feldern, einem Vereinsheim und 16 Freiplätzen.
Seit 1973 führt ein schöner Fuß- und Radweg in das Sportzentrum. Aber auch infrastrukturelle Maßnahmen, wie der Bau eines Rückhaltebeckens zum Schutz der Sportanlagen sowie der Bau einer Druckabwasserleitung mit Anschluß an die Kanalisation im Ort waren erforderlich.
Unter dem 1. Vorsitzenden Albert Schneider wurde im Anschluß an das Vereinsheim ein Erweiterungsbau mit Jugendzentrum und 3 Bundeskegelbahnen errichtet. Die Kosten für das Bauvorhaben beliefen sich auf 59 000 DM. Ein Großteil wurde durch Eigenarbeit, durch großzügige Geldspenden von Mitgliedern und Gönnern des VfB sowie durch Zuschüsse der Stadt- bzw. Ortsverwaltung und des Badischen Sportbundes aufgebracht. Mit den Bauarbeiten wurde im September 1977 begonnen, die Schlüsselübergabe erfolgte anläßlich des Sportfestes am 27. Juli 1978.
In der langen Vereinsgeschichte wurden unzählige Spiele durchgeführt. Selbst ausländische Mannschaften aus der Schweiz, Schweden und Amerika spielten gegen den VfB. Auf- und Abstieg, Höhen und Tiefen waren zu überwinden. Der Verein zählt heute ca. 800 Mitglieder einschl. ca. 280 Jugendliche.
Mit den Abteilungen Fußball, Handball, Frauengymnastik sowie einer Freizeitsportgruppe wird eine Vielzahl von sportlichen Aktivitäten angeboten. Ein von der Gemeinde errichteter Parkplatz der auch den Motorsportlern als Turnierplatz zur Verfügung steht, sowie ein 40 x 60 m Hartplatz vervollständigen die Gesamtanlage. All dies ermöglicht einen optimalen Sportbetrieb. Aufgrund seiner gesunden Struktur sowie dem beispielhaften Idealismus einiger Mitglieder kann der VfB gestärkt und zuversichtlich in die Zukunft blicken.
Satzung